Welche Fragen solltet ihr euch vor der Geldanlage für eure Kinder stellen?
Viele Eltern wollen für ihre Kinder Geld sparen. Auch Verwandte sowie beispielsweise Patenonkel und -tanten beteiligen sich manchmal daran. Doch wie solltet ihr eigentlich Geld für eure Kinder anlegen? Für die Geldanlage es ganz unterschiedliche Herangehensweisen, die sehr von euren Rahmenbedingungen abhängen.
Gehen wir zu Beginn mal ein paar Beispiele durch
Ein Vater möchte für sein Kind Geld sparen. Er hat eine sehr gute Einnahmen-Ausgaben-Quote (ihr erinnert euch an “Eine einfache Formel für deine Familien Finanzen”?), die er durch einen sicheren Job auch in den nächsten Jahren halten können wird. Er ist recht risikoaffin, da er selbst einige Rücklagen hat, mit denen er im Notfall sein Kind unterstützen könnte. Und er hat Spaß sich mit Finanzthemen und Anlagestrategien auseinander zu setzen. Deswegen investiert er für seinen Sohn auf einem JuniorDepot mit monatlichen Sparplänen in ein ausgewogenes Aktienportfolio.
Eine Großmutter möchte für ihre unterschiedlich alten Enkelkinder sparen. Sie ist hat ein schwankendes Einkommen und steht selbst kurz vor der Rente. Da sie sich in Finanzthemen selbst nicht so gut auskennt, lässt sie sich von ihrer Hausbank beraten und entscheidet sich jeweils für einen monatlichen Sparplan auf einen gemanagten Fonds. Weil sie gern die Kontrolle hat, laufen alle drei Sparpläne auf ihrem eigenen Depot. Sie will die Auszahlung des Geldes an bestimmte Bedingungen knüpfen (bsp. abgeschlossene Schulausbildung).
Ein Patenonkel möchte, zusammen mit anderen Paten, ihrem Patenkind ein Geschenk zur Geburt machen. Die Paten stimmen zusammen ab, jeder einen monatlichen Betrag auf ein Sparkonto, das auf den Namen des Kindes läuft und durch die Eltern verwaltet wird, zu überweisen.
Was sind die Rahmenbedingungen für eure Geldanlage?
Es wird hoffentlich deutlich, dass die Rahmenbedingungen in jedem der drei Fälle unterschiedlich sind. Die Personen, die sparen/anlegen möchten unterscheiden sich, die eigene Einkommenssituation, die Risikoaffinität und so weiter. Deswegen kann man nicht sage, spart immer exakt so für eure Kinder oder legt immer exakt so an.
Ihr könnt aber in wenigen einfachen Schritten eure eigene Situation beschreiben, also die Rahmenbedingungen die für euch und eure Kinder gelten. Auf der Basis könnt ihr dann verschiedene Optionen abwägen und euch ganz gezielt für eine entscheiden.
Beantwortet euch dafür im ersten Schritt folgende Fragen:
- Anlagehorizont:
Wie alt ist mein Kind jetzt (also zum Start der Geldanlage)? Wann soll mein Kind das Geld bekommen (mit 18 Jahren, nach der Berufsausbildung/dem Studium)? Die Differenz aus Auszahlungstermin und Starttermin ist euer Anlagehorizont. - Auszahlungshöhe:
Soll mein Kind spezifische Dinge mit diesem Geld (selbst) finanzieren (bsp. Führerschein, Wohnungseinrichtung, Studienkosten, …)? Gegen was will ich es absichern? Über die Antworten auf diese Fragen, könnt ihr definieren, wieviel Geld euer Kind zum Auszahlungszeitpunkt bekommen soll, das ist die Auszahlungshöhe. - Sparrate:
Welche Sparrate könnt ihr euch (ggf. zusammen mit anderen Familienmitgliedern) für jedes Kind leisten? Das ergibt sich aus dem Ergebnis eurer Familien Finanz Rechnung, minus anderen Sparzielen (bsp. für euch selbst, als Rücklage, …) plus ggf. Geldbeträge durch weitere Familienmitgliedern durch die Anzahl der Kinder, für die ihr sparen wollt. - Risikoaffinität:
Wie gut kennt ihr euch selbst bereits mit Geldanlage aus? Wieviel Risiko seid ihr bereit einzugehen? Was kann im schlimmsten Fall passieren, d.h. könnt ihr im Notfall ausgleichen?
Was würde das exemplarisch für die drei Beispiele bedeuten?
Vater:
Anlagehorizont = 12 Jahre (Kind ist sechs, soll mit 18 Jahren ausgezahlt werden)
Auszahlungshöhe = mindestens 30.000€ (damit 3 Jahre Berufsausbildung oder Studium davon finanziert werden können)
Sparrate: max. 200€ monatlich ( für 1 Kind)
Risikoaffinität: hoch
Großmutter:
Anlagehorizont = 10 Jahre (Enkelkind 1 ist 10, soll mit 20 Jahren ausgezahlt werden), 15 Jahre (Enkelkind 2 ist 5, soll mit 20 Jahren ausgezahlt werden)
Auszahlungshöhe = 5.000€ je Kind (für erste Wohnungseinrichtung, Kaution, etc.)
Sparrate: max. 25€ monatlich ( je Kind)
Risikoaffinität: mittel
Patentonkel:
Anlagehorizont = 18 Jahre (von Geburt bis zum 18. Lebensjahr)
Auszahlungshöhe = 10.000€ (guter Start ins Erwachsenenleben für das Patenkind, zur eigenen Verfügung :-))
Sparrate: 25€ monatlich je Pate a drei Paten = 75€ je Monat
Risikoaffinität: gering, da Geschenk für Patenkind/Eltern des Patenkindes
Der Vater ist ganz zufrieden mit seinem bisherigen Vorgehen, auch nach der Analyse. Er muss ca. 2-3 % jährliche Rendite erwirtschaften, um unter den Rahmenbedingungen die 30.000€ zu erreichen. Er entscheidet sich, mehr auf die Ausgewogenheit seines Aktienportfolios zu achten und auch Dividendentitel mit einzubeziehen.
Die Großmutter bemerkt, dass sie bei gleichen monatlichen Sparraten zum 20. Lebensjahr durch den unterschiedlichen Anlagehorizont unterschiedliche Beträge für jedes Enkelkind gespart hat. Sie stimmt mit den Eltern ab, dem älteren Kind den angelegten Betrag zum 20. Lebensjahr auszuzahlen und ggf. eine Nachzahlung zu machen, sollte das jüngere Enkelkind zum 20. Geburtstag auf einen höheren Auszahlungsbetrag kommen. Bzw. im Umkehrschluss dem jüngeren Enkelkind etwas on top zu zahlen, sollte – wider Erwarten – das ältere Enkelkind zu seinem 20. Geburtstag eine höhere Auszahlung bekommen haben. Und sie stimmt mit den Eltern ab, ihre Sparbeiträge auf die Junior Depots der Kinder, die auch von den Eltern gespart werden, zu überweisen, sodass über einen gebündelten Fondskauf Verwaltungskosten gespart werden können.
Der Patenonkel, stellt fest, dass er und die anderen Paten bis zum 18. Lebensjahr die gewünschten 10.000€ auch zu geringen Zinssätzen erreichen können. Es besteht sogar etwas Spielraum, um einen Teil des Geldes mit etwas mehr Risiko anzulegen. Sie stimmen mit den Eltern des Kindes ab, dass 50€ monatlich gespart werden und 25€ monatlich in einen ETF (Exchange-Traded Fund) auf den MSCI World investiert werden.
Zusammenfassung
Ich hoffe, ihr bekommt über die Beispiele ein ganz gutes Gefühl zu den vier Dimensionen und wie es euch helfen kann, sie genauer zu definieren und ein bisschen mit ihnen “herumzuspielen”. Dafür könnt ihr ganz gut Anlage Rechner nutzen, wie beispielsweise den Sparrechner von Zinsen Berechnen. Gebt einfach die von euch ermittelten Werte ein, dreht ein bisschen an den Parametern und seht, mit welcher Kombination ihr euch wohl fühlt.
Die Risikoaffinität hat hierbei einen direkten Einfluss auf die Zinsen/der jährlichen Rendite, die ihr euch zutrauen könnt/wollt zu erwirtschaften. Über das Ausrechnen bekommt ihr auch ein gutes Gefühl dafür, wie vorteilhaft sich der häufig sehr lange Anlagehorizont auf die Geldanlage für Kinder auswirkt und mit wie geringen Sparraten ihr schon ein schönes Sümmchen für eure Kinder zusammen bekommen könnt.
Noch ein paar allgemeine Tipps für eure Geldanlage
- Kombiniert Sparraten von verschiedenen Personen, wie oben in dem Beispiel der Großmutter (Kombination mit der Anlage der Eltern) und des Patenonkels (Kombination mit den anderen Paten). So spart ihr häufig Verwaltungskosten, teilweise Kaufnebenkosten (wie bsp. beim Aktienkauf), reduziert die Komplexität und behaltet einen besseren Überblick (habt also nicht für ein Kind mehrere Sparkonten herumflattern).
- Beginnt auch dann wenn ihr nicht so viel sparen könnt. Mindestens 25€ im Monat sollten es sein, insbesondere wenn ihr nicht “nur” sparen sondern auch anlegen wollt. Durch den langen Anlagehorizont und den Zinseszinseffekt, lohnt sich das trotzdem sehr für euer Kind und ist eine tolle Investition in seine Zukunft.
- Wenn ihr euch ein bisschen hier auf Books and Business und über andere Medien/Möglichkeiten informiert habt, beschäftigt euch mit anderen Geldanlage Formen als reinen Geldsparplänen. Fonds und ETFs sind gut geeignet für diesen Zweck. Durch den langen Anlagehorizont kommen auch Aktien oder bsp. Rohstoffanlagen in Frage. Achtet hierbei auf die Ausgewogenheit und Diversifikation. Mehr dazu erkläre ich euch noch in ein paar kommenden Beiträgen.
- Finanzprodukte, die euch von Banken für eure Kinder angeboten werden, würde ich kritisch betrachten. Je komplexer sie erklärt werden müssen, desto kritischer. Komplexität von Finanzprodukten ist selten gut für euch, meistens für die Bank. Es gilt die einfache Regel: was ihr nicht versteht, kauft ihr nicht.
- Spart euch teure Verwaltungskosten, bsp. durch günstige Junior Depots und die selbst gemanagte Anlage in Finanzprodukte. Ein Sparen+Anlegen+NullRisiko+Sicherheitslinie+megaRendite Produkt das extra für Kinder beworben wird, sollte euch skeptisch machen. Einfach ist besser.
Fazit
Wenn ihr euch nach Definition eurer Anlagestrategie für eine Aktien-/ETF- oder Fondsanlage entschieden habt, findet ihr hier Informationen zur Auswahl des passenden Kinder Depots.
Bitte beachtet wie immer, das diese Informationen keine Finanz-/Kaufempfehlungen sind und ihr eure Entscheidungen selbst abwägen, verstehen und treffen müsst.
Wie hat euch der Artikel geholfen? Kennt ihr weitere Beispiele? Seid ihr zu bestimmten Punkten anderer Meinung? Welche Fragen stellt ihr euch noch? Lasst es mich und die anderen Leser gern in einem Kommentar wissen.